Die Digitale Transformation von Unternehmen macht nicht nur Prozesse effizienter. Sie hilft auch dabei, attraktiver für Bewerber zu sein.
Ein Gastbeitrag von Jürgen Kroder
Sonntags digitals, montags analog
Gehörst du auch zu den Menschen, die am Sonntagabend auf der Couch noch schnell ihre Wocheneinkäufe bei Amazon bestellen und am Montag im Büro mit voller Leidenschaft Kataloge wälzen? Schreibst du am Wochenende unzählige WhatsApp-Nachrichten und unter der Woche versendest du mit Elan deine FAX-Mitteilungen? Oder liebst du es, fünf Tage lang Akten in Ordnern abzuheften, nachdem du am Sonntag früh zwischen Frühstück und Kinderbespaßung deine Steuererklärung mit ELSTER erledigt hast? Wie, hast du gerade mehrmals mit dem Kopf geschüttelt? Dann bist du kein typischer Konsument. Zumindest nicht so, wie ihn vielleicht dein Vorgesetzter sieht. Denn: Viele Entscheider leiden unter dem Sunday/Monday-Gap und haben das schon immer so gemacht.Was ist der Sunday/Monday-Gap?
Den Begriff hat der deutsche Leadmanagement-Coach Norbert Schuster erfunden und in seinem Buch “Digitalisierung in Marketing und Vertrieb” beschrieben. Im Kern geht es dabei um eine veraltete, aber leider immer noch verbreitete Denkweise – besonders unter Managern und Unternehmenslenkern. Diese behaupten, der moderne Kunde würde zwar am Wochenende gerne die Vorzüge der Digitalisierung genießen (Smartphones, Onlineshopping, Videostreaming, Suchmaschinen etc.), doch am Montagfrüh sei damit zu Ende. Passend zum Beginn der Arbeitsweise denken und agieren die Arbeitnehmer gerne wieder wie im letzten Jahrhundert. Sprich: mit Telefonen, FAX-Geräten, Katalogen, Broschüren, Zetteln, Ordnern und Stiften. Deshalb wird in solchen Unternehmen gerne der Fortschritt – also die schnell voranschreitende Digitalisierung – blockiert und ausgebremst. Google, Amazon, Facebook, iPhone, Zoom: alles Teufelszeug! Das braucht doch kein Mensch im Arbeitsleben! So die Denke der Dinosaurier in den Chefetagen.Die Fortschrittsverweigerer gefährden die Zukunft der Unternehmen!
Und das mehrfach. Zum einen behindern Sie die nötige Transformation hin zu digitalen Arbeitsweisen mit modernen Tools, Prozessen und Denkweisen. Aus einem einstigen Marktführer wird so bald ein Nachzügler. Ein Nachzügler, der links und rechts von Mitbewerbern aus nah und fern (lang lebe die Globalisierung!), von großen und kleinen Konkurrenten überholt und dann gnadenlos abgehängt wird. Die Insolvenzverwalter reiben sich die Hände. Zum anderen kriegt ein Unternehmen, das sich der Digitalisierung verweigert oder das extrem wichtige Thema nur zögerlich angeht, einen Wettbewerbsnachteil beim sogenannten War for Talents. Denn wie wir alle wissen, gibt es seit vielen Jahren einen massiven Fachkräftemangel. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die wenigen Fachkräfte, die verfügbar oder wechselwillig sind, können Rosinenpickerei per excellence betreiben. Neben dem Gehalt spielen mehrere Faktoren bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers eine Rolle. Ein Punkt, der zunehmend oben steht: Wie ist die Arbeitsatmosphäre? Macht es Spaß, seiner Tätigkeit nachzugehen? Wie kann man sich selbst entfalten und weiter entwickeln? Ist es möglich, eigene Ideen und Projekte durchzuführen? Arbeiten zu gehen ist heutzutage mehr als nur acht Stunden lang irgendwelche Aufgaben auszuführen. Besonders junge Arbeitnehmer wollen eine Sinnhaftigkeit in ihrem Tun sehen. Ein Beruf sollte demnach mehr eine Berufung sein, mit der man sich identifizieren kann.Ist veraltetes Denken und Handeln “sexy”?
Nein, definitiv nicht! Zumindest nicht bei jungen, modernen, aufgeschlossenen und wissbegierigen Fachkräften. Sie wollen im Hier und Jetzt leben. Die Zukunft mitgestalten. Und das mit modernsten Methoden. Unternehmen, die nach dem Sunday/Monday-Gap leben, fallen hier durchs Raster. Sie sind unattraktiv für Bewerber. Denn warum sollte ein IT-Experte bei einer Firma arbeiten, die technisch noch auf dem Niveau des Rechenschiebers arbeitet? Oder warum sollte ein Medien-Profi bei einem Unternehmen anheuern, das gefühlt erst gestern den Analog-Film in die Schublade gelegt hat? Anders ausgedrückt: Unternehmen, die sinnbildlich den Kopf in den Sand stecken, zeigen der Welt nur ihren Allerwertesten. Das ist nichts, was eine Fachkraft sehen will!Jürgen Kroder
Jürgen liebt Digitalisierung, StartUps und Marketing. Deswegen schreibt er als freier Fachautor für bekannte Publikationen über diese Themengebiete. Und er unterstützt als Marketing-Strategie-Berater StartUps und mittelständische Unternehmen bei ihrer Marketing-Strategie.